Pferd stolpert

8 Gründe, warum dein Pferd stolpert

„Ist es normal, dass mein Pferd stolpert?“ Nein, es ist definitiv nicht normal, dass dein Pferd häufig stolpert und ihr Gefahr lauft, zusammen hinzufallen und euch ernsthaft zu verletzen.

Wenn dein Pferd oft stolpert, solltest du das unbedingt ernst nehmen. Es gibt immer eine oder mehrere Ursachen, die zu dem Symptom „Stolpern“ führen. Unbehandelt entsteht ein Teufelskreis: Das Pferd nimmt über die Zeit eine Schonhaltung ein, daraus resultieren Verspannungen, welche wiederum die Beweglichkeit weiter einschränken – das Pferd stolpert immer häufiger und zieht sich dadurch unter Umständen sogar chronische Probleme zu. Deswegen gilt: Lieber früh abklären lassen und vorsorgen statt nachsorgen. 

Mögliche Ursachen für das Stolpern können unter anderem sein (und treten zu 99% in Kombination auf):

1. Ein blockiertes Zungenbein: Häufiges Stolpern durch Ungleichgewicht

Das Zungenbein ist essenziell für das Gleichgewicht des Pferdes. Sehr oft ist es nach Zahnbehandlungen blockiert. Aber auch ein zu eng verschnallter Nasenriemen kann hier zu Blockaden führen, weil dadurch ein lockeres Abkauen des Pferdes verhindert wird. Die bekannte Regel, dass zwei Finger zwischen Nasenriemen und Pferd passen müssen, hat daher absolut seine Daseinsberechtigung und ist Grundvoraussetzung für ein entspanntes, lockeres Pferd.

Aber was ist das Zungenbein eigentlich? Der kleine, H-förmige Knochen befindet sich im Unterkiefer des Pferdes und ist mit der Zunge und den Kiefergelenken verbunden. Ist das Zungenbein fest, ist daher auch die Zunge des Pferdes fest. Als Folge verspannt sich die Muskulatur des Zungenbeins. Diese ist wiederum unter anderem mit dem Sternum (Brustbein) und den Schultern des Pferdes muskulär verbunden. Das Pferd verspannt dadurch als Schutzmechanismus auch diese Bereiche und nimmt eine Schonhaltung ein. Aufgrund dieser Schonhaltung fangen viele Pferde an, zu stolpern.

2. Blockaden in der Wirbelsäule

Die Wirbelsäule des Pferdes untergliedert sich in mehrere Abschnitte: Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Schwanzwirbel. In all diesen Bereichen kann es zu Bewegungseinschränkungen bis hin zu massiven Blockaden kommen. Die Ursachen sind vielfältig. Traumata, beispielsweise durch einen Sturz auf der Weide oder vom Anhänger, führen oft zu Komprimierungen des Rückenmarks, welche sich in Koordinationsstörungen äußern können. Im Bereich der Brustwirbelsäule kann ein unpassender Sattel dazu führen, dass die Beweglichkeit mehrerer Wirbel untereinander eingeschränkt wird. Dies kann sich wiederum negativ auf die Spinalnerven (die Nerven, die jeweils zwischen zwei Wirbeln aus dem Rückenmark austreten) auswirken. Der Informationsaustausch zwischen Gehirn und Muskulatur wird eingeschränkt, wodurch Pferde häufig stolpern.

3. Verspannte Muskulatur und „eingeschlafene Beine“ als Ursachse für Stolpern

Vielleicht kennst du das Phänomen von dir selbst: Dein Arm „schläft ein“, deine Hand fängt an zu kribbeln; manchmal hast du sogar das Gefühl, dass sich dein ganzer Arm „taub“ anfühlt?! Es ist davon auszugehen, dass auch Pferde das Gefühl von „eingeschlafenen“ Hufen haben können und deswegen stolpern. Schuld daran ist häufig der Plexus Brachiales, ein Nervengeflecht, welches für die Steuerung der Vordergliedmaße zuständig ist. Dieses befindet sich zum Großteil direkt vor der ersten Rippe. Wenn in diesem Bereich die Muskulatur verspannt ist, beispielsweise die Halsmuskulatur oder die Schultermuskulatur, wird eine Kompression auf diesen Bereich ausgeübt. Dies hat zur Folge, dass Pferde vor allem in der Vorhand wegknicken bzw. stolpern. Der Osteopath lockert in diesem Bereich die feste Muskulatur sowie die Faszien und mobilisiert das Pferd. Dadurch ist dieses Problem für gewöhnlich sehr schnell behoben.

4. Probleme im CTÜ (cervicothoracaler Übergang)

Der CTÜ ist das Wirbelgelenk zwischen dem letzte Halswirbel und dem ersten Brustwirbel des Pferdes. Sobald das Pferd sein Vorderbein in der Bewegung nach vorne führt, wird dieses Gelenk gestreckt. Doch wenn der Bereich durch eine Blockade schmerzhaft ist, wird das Pferd sein Vorderbein nur noch in einem eingeschränkten Maße nach vorne bewegen. Optisch zeigt sich dies in einer verkürzten Vorführphase, welches wir oft als „unrundes Gangbild“ wahrnehmen. Auch das Stolpern über Stangen liegt häufig in einer CTÜ-Blockade begründet.

5. Ein unpassender Sattel führt oft zum Stolpern

Ein nicht korrekt passender Sattel ist eine häufige Ursache. Engt der Sattel die freie Bewegung des Schulterblatts ein, verkürzt sich der Schritt des Pferdes und begünstigt dadurch das Stolpern. Darüber hinaus kann eine falsche Passform des Sattels zu einer übermäßigen Druckentstehung in einem bestimmten Bereich des Rückens führen. Dadurch kann es wiederum zu Blockaden in der Wirbelsäule kommen, die das Stolpern auslösen. Aus diesem Grund sollte eine Überprüfung des Sattels ein wichtiger Bestandteil jeder Osteopathie-Behandlung sein.

6. Hufe, Hufbearbeitung, Hufbeschlag

Bei Barhufern kann eine zu lange Zehe den Bewegungsablauf beeinträchtigen. Durch die lange Zehe wird ein korrektes Abrollen des Pferdes behindert, wodurch es oft zum Stolpern kommt. Auch ein fühliges Laufen kann die Ursache sein. Wenn der Hufbearbeiter beispielsweise zu viel Horn entfernt hat, reagiert das Pferd empfindlich auf kleine Steine und fängt dann schnell an, zu stolpern. Bei beschlagenen Pferden können zu große Eisen oder ein loser Beschlag die Ursache sein.

Generell ist ein guter Schmied oder Hufpfleger essenziell für einen störungsfreien Bewegungsablauf des Pferdes. Mit einer individuell für das Pferd optimalen Hufbearbeitung kann Stellungsfehlern und Stolpern entgegengewirkt werden.

7. Gelenkprobleme oder Gelenkblockaden als Ursachen für häufiges Stolpern

Arthrose, Arthritis, Spat: Schmerzen in den Gelenken führen häufig dazu, dass ein Pferd stolpert. Durch Schonhaltungen und einen flacheren Gang tendieren Pferde dazu, über Unebenheiten zu stolpern. In diesem Beitrag (klick) erfährst du mehr darüber, wie du dein Pferd bei Arthrose unterstützen kannst.

8. Schwächen in der (Halte-)Muskulatur, Koordinationsprobleme, Unachtsamkeit

Die simpelste Ursache für häufiges Stolpern: Das Pferd ist unachtsam. Ist es nicht aufmerksam bei der Arbeit, sondern konzentriert sich lieber auf die Umwelt statt auf die eigenen Beine, tritt ein Stolpern über jede Wurzel und Unebenheit häufig auf. Ein abwechslungsreiches Training mit kurzen, aber intensiven Einheiten bietet sich hier an. Meist ist dies allerdings nicht die einzige Ursache für häufiges Stolpern.

Einige Pferde leider unter einer Schwäche in der sogenannten Haltemuskulatur. Diese Muskulatur ist zuständig für die Stabilisierung und Balance der Wirbelsäule. Wenn Pferde z. B. in der Aufzucht zu wenigen Bewegungsanreizen auf unterschiedlichen Böden ausgesetzt wurden, entstehen in diesem Bereich Defizite. In der Praxis stolpern diese Pferde selbst auf scheinbar völlig ebenen Untergründen, können nach dem Aufsteigen schlecht stehenbleiben und haben beim Hufschmied Probleme, sich auszubalancieren und lange einen Huf zu geben.

Da die Haltemuskeln nicht aktiv angesteuert werden können, eignen sich zum Trainieren ideal instabile Untergründe wie Balance Pads (zum Beispiel bei Krämer oder Equiva – unbezahlte Werbung). Hier schwankt das Pferd leicht hin und her und muss über seine Haltemuskulatur für Stabilität sorgen. Auch das Training auf unterschiedlichen Untergründen, querbeet über Stock und Stein, bergauf und bergab trainiert die Haltemuskulatur und sorgt für eine bessere Koordination.

Du hast das Gefühl, bei deinem Pferd „klemmt’s“? Dein Pferd stolpert oft und du möchtest herausfinden, warum?

Gerne finde ich mit dir zusammen heraus, aus welchem Grund dein Pferd stolpert, und unterstütze dein Pferd dabei, wieder zu einem störungsfreien Bewegungsablauf zu finden. Vereinbare einen Termin zum osteopathischen Rundum-Check für dein Pferd über das Kontaktformular auf meiner Website oder schreibe mir bei WhatsApp. Ich bin mobil als Pferdeosteopathin und Pferdephysiotherapeutin in und um Hannover und darüber hinaus unterwegs. Ich freue mich auf unser Kennenlernen!

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