Hilfe, mein Pferd ist Headshaker!
Beim Headshaking schüttelt das Pferd unkontrolliert mit dem Kopf. Die Bewegung äußert sich als heftiges „Kopfnicken“ oder als Hochwerfen des Kopfes. Manche Pferde headshaken nur beim Reiten, manche Pferde auch auf der Weide und wieder andere Pferde nur zu bestimmen Jahreszeiten. Aber was ist „Headshaking“ eigentlich und was kann ich dagegen tun?
Headshaking: Definition und Formen
Definiert wird Headshaking als unkontrolliertes und ruckartiges Kopfschlagen. Und hier zeigt sich schon der erste wichtige Punkt: Das Pferd kann das Headshaking selbst nicht kontrollieren. Auf keinen Fall sollte es daher dafür bestraft werden oder durch „Hilfsmittel“ wie einen engen Stoßzügel daran gehindert werden! Unterschieden werden drei verschiedene Formen des Headshakings:
- Das symptomatische Headshaking: Tritt meiner Erfahrung nach sehr häufig auf. Das Kopfschütteln lässt sich auf eine bestimmte Ursache zurückführen, wie beispielsweise einen unpassenden Sattel, Haken an den Zähnen oder Parasiten in den Ohren.
- Stereotypisches Headshaking: Eine Verhaltensstörung, die beispielsweise aufgrund von Stress in der Herde ausgelöst wird.
- Idiopathisches/unspezifisches Headshaking: Für das Headshaking lässt sich keine bestimmte Ursache identifizieren.
(Begleit-)Symptome
Neben dem Kopfschütteln an sich zeigen viele Pferde begleitend weitere Symptome. Besonders häufig reiben sich die Pferde ihre Nase am Vorderbein, am Boden oder an Gegenständen. Teilweise schlagen sie sogar mit dem Vorderbein nach ihrem Kopf. Einige Pferde schützen ihr Gesicht, indem sie beispielsweise Helligkeit oder Zugluft meiden und sich in eine Ecke ihrer Box stellen. Auch ein häufiges Schnauben und ein angespannter Gesichtsausdruck zählen zu den häufigen Headshaking-Symptomen.
Ursachen: Was löst Headshaking aus?
Die Suche nach dem Auslöser beschäftigt viele Pferdebesitzer jahrelang. Denn das Problem ist, dass die Liste an möglichen Ursachen sehr lang ist und die „Spurensuche“ daher oftmals gar nicht so einfach ist.
Das idiopathische Headshaking wird durch einen überempfindlichen Trigeminusnerv ausgelöst. Durch eine Reizung dieses Gesichtsnerves kommt es beim Pferd zu einem Gesichtsschmerz, welcher sich ähnlich zu der Trigeminusneuralgie im Humanbereich verhält. Als sensibelster Nerv im Kopfbereich beeinflusst er auch beispielsweise die Nüstern, Lippen und Augen des Pferdes, wodurch sich die begleitenden Symptome erklären lassen.
Beim symptomatischen Headshaking dagegen sollte ein Therapeut vor Ort genau die Ursachen abklären: Sind die Zähne gut gemacht? Sitzt die Trense korrekt? Sind die ersten Halswirbel und die Genickmuskulatur frei? Sehen die Ohren von innen unauffällig aus? Sitzt der Sattel korrekt? Die richtige Passform des Sattels ist unabdingbar. Warum, möchte ich euch gerne im folgenden Absatz näher erläutern.
Der Zusammenhang zwischen Headshaking und dem Trapezmuskel
Ein unpassender Sattel im Widerristbereich führt oft zu Faszienverklebungen im Bereich des Trapezmuskels. Zusätzlich sorgt ein aus biomechanischer Sicht nicht korrektes Training des Pferdes dafür, dass zu viel Spannung auf den Trapezmuskel ausgeübt wird. Für Headshaker ist das fatal: Der Trigeminusnerv ist strukturell über das Rückenmark mit dem Nerv verbunden, welcher den Trapezmuskel innerviert. Bei Verspannungen des Trapezmuskels verstärkt sich daher das Headshaking. Diese Verspannungen werden zumeist durch ein zu enges Kopfeisen oder durch ein falsches Training, bei welchem sich das Pferd nicht im Brustkorb anhebt, ausgelöst. Trifft nun noch ein externer Reiz auf den Gesichtsnerv, wie beispielsweise direkte Sonneneinstrahlung, Zugluft oder Pollen, bekommt das Pferd einen stromschlagartigen Schmerzimpuls und schüttelt seinen Kopf. Aus diesem Grund ist es essenziell, ein Pferd mit passendem Equipment und biomechanisch korrekt zu trainieren! Die Symptome können so effektiv gelindert oder sogar komplett abgestellt werden. Wer sich näher in dieses Thema einlesen möchte, dem kann ich die Seite von Markus Scheibenpflug (klick – unbezahlte Werbung) empfehlen.
Headshaking: Behandlungsmöglichkeiten
So vielfältig wie die Symptome und Ursachen für das Headshaking sind, so divers sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Selbstverständlich müssen beim symptomatischen Headshaking die auslösenden Faktoren ausgeschlossen bzw. abgestellt werden. Im Rahmen meiner Behandlung überprüfe ich daher die Passform des Sattels und der Trense, sehe mir das Pferd genau in der Bewegung an und überprüfe auf Blockaden oder Verspannungen, um diese auszuschließen. Gerne zeige ich euch, wie ihr eurer Pferd biomechanisch korrekt trainieren könnt und den Trapezmuskel so entlastet. Häufig führt dies bereits zum Ziel, die Headshaking-Symptome zu reduzieren oder abzustellen.
Eine Tierarzt kann feststellen, ob es sich um eine körperliche Ursache handelt – zum Beispiel eine Augenerkrankung, eine Fraktur im Schädelbereich oder eine Erkrankung der Atemwege.
Wird das Headshaking durch eine Überreizung des Trigeminusnerves ausgelöst, kann es helfen, das Training bei intensiver Sonneneinstrahlung auf die dunkle Reithalle oder in die Abendstunden zu verlegen. Auch Nasennetze können für Linderung sorgen, indem diese Reize wie Wind, Insekten und Ungeziefer abmildern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Headshaking beim Pferd leider noch nicht gut erforscht ist. Daher muss jede Headshaking-Symptomatik individuell untersucht und behandelt werden. Eine Abklärung durch einen Tierarzt und einen Osteopathen sollte zeitnah nach Auftreten der Symptome erfolgen. Durch eine ganzheitliche Ursachenforschung sind die Erfolgsaussichten, insbesondere beim symptomatischen Headshaking, vielversprechend.